Geschichte des Multimar Wattforum
Bald nach Gründung des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer im Jahre 1985 wurden verschiedene kleinere Informationseinrichtungen entlang der Nordseeküste eingerichtet. Zum Teil übernahmen auch die Naturschutzorganisationen in ihren Einrichtungen vor Ort diese Aufgabe mit eigenständigen Ausstellungen. Es fehlte aber lange eine größere Einrichtung, in der der Nationalpark, das Wattenmeer und die angrenzende Nordsee und deren wissenschaftliche Erforschung umfassend und für viele Menschen dargestellt wird.
Informationsvermittlung zwischen Aquarium und Ausstellung
Anfang der 1990er Jahre begann die Planung für ein Informationszentrum, dessen inhaltlicher Schwerpunkt die Präsentation der Monitoring- und Forschungsvorhaben im Wattenmeer sein sollte. Das Konzept sah eine Kombination aus Aquarium und einer Ausstellung vor.
Grundsteinlegung mit Erweiterungspotenzial
Die Stadt Tönning stellte einen Bauplatz auf einer ehemaligen Spülfläche in der Nähe des Hafens bereit, die beim Bau der Brücke über die Eider entstanden war. Ein Architekturwettbewerb wurde durchgeführt (93 Teilnehmende) und die Gestaltung der Ausstellung ausgeschrieben.
Der Gebäudeentwurf von Groth+Partner aus Braunschweig entsprach mit seiner klaren Form am besten den Vorgaben. Der unverstellte Blick durch die Glasfassade stellt die Verbindung zur Küstenlandschaft der Eidermündung dar, die Form des Dreiecks bietet die Möglichkeit, das Gebäude zu erweitern, ohne die Symmetrie und die Sichtachsen zu verlieren. Am 9.9.1997 erfolgte die Grundsteinlegung.
Von Profis durchdacht, für jeden Gast gemacht
Die Gestaltung der Ausstellung übernahm das Designbüro Jahnke, Kiel. In der Zusammenarbeit mit einem Team aus Biolog*innen, Didaktiker*innen und weiteren Expert*innen entstand so eine Ausstellung zum Wattenmeer, die gleichermaßen Familien, Fachleute, Urlaubsgäste und Schulklassen ansprechen konnte.
Stürmische Eröffnung
Am 9. Juni 1999, bei typischem Küstenwetter, eröffnete Ministerpräsidentin Heide Simonis das Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum.
Das Zentrum war ab 1999 Teil der NationalparkService gGmbH, einer Firma, die Dienstleistungen für den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer übernahm.
Im Walhaus auf den Spuren der faszinierenden Meeressäuger
Das Ausstellungskonzept erwies sich als so ansprechend, dass die Gästezahlen die kühnsten Erwartungen schnell übertrafen. Bald wurde die Planung zum Bau eines neuen Gebäudeteils, des Walhauses, begonnen. Die Erweiterung des Nationalparks um ein Schweinswalschutzgebiet und die Strandung von Pottwalen vor Röm waren inhaltliche Auslöser und thematische Schwerpunkte. In einem großen Raum zeigen wir das Leben und die Gefahren von Walen in Nord- und Ostsee und den Weltmeeren. Blickfang ist ein Modell eines Pottwals, als Halbschale um das Original-Skelett modelliert.
Weltnaturerbe Wattenmeer: Im steten Wandel
Die nächste Erweiterung ist für Besuchende heute kaum erkennbar: Die südliche Glasfassade wurde um circa17 Meter in Richtung Süden versetzt. Auf zwei Etagen entstanden weitere 1.500qm Ausstellungsfläche, ein Bereich mit einem zweistöckigen Salzwasseraquarium mit Gästeraum und weiteren Aquarien. Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) sowie die Überfischung der Meere waren die inhaltlichen Schwerpunkte der neuen Ausstellung. Die aquatische Verbindung zwischen Festland und Nordsee wurde erstmals thematisiert unter anderem mit ersten Süßwasseraquarien und Wanderfischen wie dem Stör.
Dieser Teil wurde 2008 eröffnet. Seit dieser Zeit wird die Ausstellung vom Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN.SH) betrieben.
Für die jüngeren Gäste entstand außen eine Spiellandschaft mit Kletterwal, Halliglandschaft und Wasserspielplatz.
Seit 2009 sind die Nationalparke des Wattenmeeres gemeinsam als UNESCO-Weltnaturerbe anerkannt, dieses spiegelt sich auch in einem besonderen Ausstellungsteil im Multimar Wattforum wider.
Inzwischen wurde die Ausstellung zum Wattenmeer grundlegend renoviert und neu gestaltet, die runden Themenwände mit weiteren Spielen und neuen Multimediaeinheiten und die großflächigen Bilder sind dabei entstanden.
Die Otter sind da!
Im Sommer 2020 starteten die Bauarbeiten der Fischotteranlage mit Innen- und 2.000qm großem Außenbereich – am 9. Juni 2023 wurde mit der neuen Ausstellung „Watt.Land.Fluss.“ von Umweltminister Tobias Goldschmidt die fünfte große Erweiterung feierlich eröffnet.
Entstanden ist eine großzügige Freianlage mit naturnahen Lebensräumen, Rundweg und Aussichtsplattform, in der drei eurasische Fischotter ihr Zuhause bezogen haben. In der Fischotter-Ausstellung, die sich zwischen Hauptgebäude und Tönninger Hafen befindet, können die eleganten Wassermarder durch eine große Panoramascheibe bewundert und in heimische Fischarten in verschiedenen Aquarien beobachtet werden.
Ausblick auf morgen
Da sich Vieles im und um den Nationalpark Wattenmeer ändert und wir für unsere Gäste attraktiv bleiben wollen, wird das Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum auch weiterhin permanent aktualisiert, angepasst und erweitert werden.